Durch das wilde Balutschistan

Juli 19, 2012 in Pakistan, Unterwegs

Wenn man auf dem Landweg vom Iran nach Pakistan reist, kommt man unweigerlich durch Balutschistan. Diese Gegend erstreckt sich von der Iranischen Grenze bei Taftan bis deutlich nördlich von Quetta, immer entlang der afghanischen Grenze.

Balutschistan ist bekannt als extrem unruhige und  gefährliche Provinz. Fast täglich gibt es irgendwo terroristische Anschläge und anscheinend machen zudem auch noch Banditen die Gegend unsicher. Wir haben von dem allen nichts mitbekommen, nur davon gehört; aber die vielen Polizeicheckpoints machen einem klar, dass die Gefahr real ist.

Daher mussten wir dann auch von Taftan bis Quetta mit Polizei- und Militäreskorte fahren. Die Soldaten wurden dabei je näher wir der Stadt Quetta kamen, dem Zentrum der Provinz, sichtlich immer nervöser. Unterwegs mussten wir eine Nacht in einer kleineren Stadt übernachten, dort durften wir ebenfalls ohne Bewachung das Hotel nicht verlassen, weswegen wir auch geich darauf verzichtet haben.

An den Checkposten mussten wir immer wieder lange warten, bis die nächste Eskorte da war. Das war bei der extremen Hitze von fast 50°C nicht immer so angenehm, und wenn man etwa 30mal am Tag seinen Namen, seine Passnummer und sonstige Daten in irgndwelche Listen eintragen muss, wird das mit der Zeit doch etwas nervig. Aber wir hatten auch viel Spass an den Checkpoints. Oft wurden wir zum Tee eingeladen und immer wieder mussten wir mit den Soldaten für Fotos posieren.

Benzin gibt es zwischen Taftan und Quetta nur auf dem Schwarzmarkt, und wir wollen nicht wissen was für Zeug wir da teilweise aus den grossen Fässern durch ein schmutziges Tuch in unsere Tanks geschüttet haben – aber was bleibt einem übrig, Alternativen gibt es nicht.

Die Strassen wechseln von gut, über schlaglochübersähte Pisten, bis zum Mix aus aufgerissenem Asphalt und kleinen Sanddünen quer über die Strasse. Man muss konstant aufpassen, damit man nicht in ein unvorhergesehenes Hinderniss oder Loch rast.

Als wir dann in Quetta waren, blieben wir einige Tage im Hotel, da Filippos Kupplung Probleme machte und wir uns um unser NOC, die Erlaubnis zur Weiterfahrt kümmern mussten. Die Kupplung haben wir provisorisch hinbekommen, die NOC wurde uns verweigert, weshalb wir dann mit dem Zug weiter reisen mussten – aber das ist eine Geschichte für sich, die wir im nächsten Blogbeitrag erzählen werden.

Filippo repariert seine Kupplung

Warum uns die NOC verweigert wurde, wissen wir nicht genau. Es wurde mit der Sicherheitssituation begründet, und anscheinend hat es seit Monaten keiner mehr bekommen. Wir wissen aber von anderen Reisenden, die das NOC bekommen haben. Und das Sicherheitsargument zählt auch nicht ganz, denn im Hotel hat man uns erzählt, dass es zwei Wochen zuvor einen Anschlag auf die Bahnstrecke gegeben hatte….

In Quetta selber durften wir uns übrigens frei bewegen. Dabei soll die Stadt besonders gefährlich sein. Als wir abends im Dunkeln erst dort ankamen, waren die Soldaten extrem nervös. Sie trugen Helme und schusssichere Westen, und haben sich konstant umgeschaut. Die Maschinengewehre dabei immer bereit in der Hand. Da uns das alles zu lang gedauert hat, haben wir uns dann von der Eskorte weggeschlichen, bzw. wir sind einfach im dichten Verkehrschaos abgehauen und haben so schnell wir nur konnten auf direktem Weg das Hotel aufgesucht. Das erschien uns sicherer, als noch länger rumzustehen, und mit den vielen Soldaten um uns herum die Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen.

In Quetta

Nun ja, wir haben Balutschistan überstanden, sind ohne grössere Probleme durchgekommen. Es ist schade, dass die Sicherheitssituation es nicht erlaubt, die Gegend noch weiter zu entdecken, denn landschaftlich ist sie wirklich schön, und die Menschen, denen wir begegnet sind, waren zwar zurückhaltend, aber durchwegs sehr freundlich zu uns.

Hier noch zwei kurze Filmchen aus der Wüste, und weiter unten noch mehr Bilder:

Durch die Wüste in Baluchistan / Pakistan, als wir für ein paar Kilometer mal ohne Militäreskorte unterwegs waren

Der Service in Pakistan ist wirklich richtig gut. Man bekommt sogar bei der Fahrt durch die Wüste kalte Getränke gereicht 🙂