4 Wochen Iran – unser Fazit

Juli 17, 2012 in Iran, Unterwegs

Nach vier Wochen im Iran ist es Zeit, zurück zu blicken und unsere Erlebnisse Revue passieren zu lassen. Wir haben so viel Neues dort gesehen und erlebt – wir könnten Bücher füllen. Was uns vor allem begeistert hat, waren die Menschen, ihre Herzlichkeit, ihre Gastfreundschaft und ihre Offenheit. Auch die alten Bauwerke, die unterschiedlichen Landschaften und die teils doch sehr fremde Kultur und Lebensweise haben uns fasziniert.

Die Menschen des Iran – unsere schönsten Bilder (zum Vergrössern draufklicken oder zur Bildergalerie auf facebook)

Aber der Iran und die Iraner sind auch anstrengend: Verkehr und Lärm überall, Aufmerksamkeit, wo auch immer man ist, ständige Beobachtung, viele Menschen denken nicht wirklich im Voraus – das alles gehört auch zu diesem Land und ist irgendwie ein Erlebnis – es wird aber mit der Zeit recht anstrengend.

Wir sind von Norden bei Bazergan eingereist, dann ging es nach Khoy, einer Stadt, die ausser dem Erlebniss, der einzige Tourist hier zu sein, nicht viel zu bieten hat, weiter nach Tabriz. Die Innenstadt von Tabriz ist recht chaotisch, und wir haben auch leider nicht so viel davon gesehen, da wir die Motorräder nicht unbewacht abstellen wollten. Was uns dort vor allem begeistert hat, war die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen, als wir im Park gezeltet haben. Wir haben in unserem Blog-Artikel ja schon von der Camping- und Picknik-Begeisterung der Iraner berichtet.

Dann ging es an die Küste des Kaspischen Meeres. Die Küste selber ist nicht schön, sondern total verbaut. Die dahinter liegenden Berge sind schon eher einen Besuch wert, und die üppige Vegetation durch das feuchte (und heisse!) Klima dort eine willkommene Abwechslung zu der trocknen, bräunlichen Landschaft, die sonst im Iran grösstenteils vorherrscht. Besonders in Erinnerung bleibt uns auch die Gastfreundschaft, die wir in Talesh bei Shahrokh und seiner Familie erleben durften.

Danach waren wir einige Tage in Teheran: die Stadt ist gross, laut und hektisch – aber es gibt doch einige Sehenswürdigkeiten, die den Besuch lohnen, und die Berge nördlich der Stadt sind mit über 5000 Metern und Strassen-Pässen, die auf über 3000 Meter gehen, definitiv einen Besuch wert. Wir haben die Zeit dort aber vor allem dazu genutzt einige Sachen zu organisieren und die Visa zu verlängern.

Unsere schönsten Bilder aus Teheran (zum Vergrössern draufklicken oder zur Bildergalerie auf facebook)

Die Strecke von Teheran nach Esfahan war schrecklich zu fahren: langweilig, viel Verkehr, staubig, heiss. Aber Esfahan selber ist die wohl schönste Stadt im Iran. Grosse, alte Moscheen, der riesige zentrale Imam-Platz, der (ausgetrocknete) Fluss mit den alten Brücken, die mit Bäumen bepflanzten Strassen, und die leckeren Eis- und Süssigkeiten-Geschäfte lohnen einen Besuch.

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Weiter ging es dann nach Yazd. Die Stadt liegt mitten in der Wüste und ist grösstenteils noch in der alten Ziegel- und Lehmbauweise erhalten. Es gibt dort zwar wenig wirkliche Sehenswürdigkeiten, aber die Atmosphäre und die besondere Bauweise haben uns gefallen. Zudem geht es in Yazd auch etwas ruhiger zu als in den grossen Städten Esfahan oder Shiraz. Witzigerweise haben wir dort im wunderschönen Silkroad-Hotel (mit traditionellen Zimmern und einem gemütlichen Innenhof) die meisten westlichen Touristen im ganzen Iran getroffen.

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Nach Yazd ging es nach Shiraz. Diese Stadt hat uns irgendwie nicht gefallen. Vielleicht lag es daran, dass wir als Ausländer den sechsfachen Eintrittspreis in den Eram-Gärten zahlen sollten, an den vielen Absperrungen, an dem lauten Verkehr oder der extremen Hitze – wir wissen es nicht. Spannend war jedoch der Ausflug nach Persepolis, das ca. 50 km entfernt liegt. Diese antike persische Ruinenstadt, Sitz der persischen Könige Xerxes, Darius und Ataxerxes, zerstört durch Alexander den Grossen, hat uns besonders gefallen. Die Symbole, die Bilder und die Bauweise sind beeindruckend und vor allem auch völlig anders als die ebenfalls impossanten Ruinen, die wir aus Italien oder Griechenland kennen.

Unsere schönsten Bilder aus Persepolis (zum Vergrössern draufklicken oder zur Bildergalerie auf facebook)

Von Shiraz ging es dann in Richtung der pakistanischen Grenze. Hier haben wir auf dem Weg einige der schönsten Landschaften im Iran gesehen: tolle Bergstrecken mit impossanten Felsen, grosse Seen, die allerdings um die Jahreszeit ausgetrocknet sind und von denen nur noch die salzigen Überreste vorhanden sind – sowie weniger Verkehr.

Bei der Stadt Bam sind wir dann völlig in die Wüste eingetaucht. Diese Stadt ist vielen vieleicht noch bekannt, weil sie vor 8 Jahren durch ein Erdbeben mit vielen tausenden von Toten komplett zerstört wurde – nur die riesigen Dattelpalmen-Wälder, die die Stadt umgeben, sind erhalten geblieben. Heute ist die Stadt wieder aufgebaut, allerdings erdbebensicher in Stahl und Beton, nicht mehr in der traditionnelen Ziegel- und Lehmbauweise.

Ab hier ging es dann durch die Wüste weiter bis zur Grenze. Die Temperaturen stiegen immer weiter bis an die 50°C. Gleichzeitig wurde die Gegend auch immer unsicherer – ob berechtigt oder nicht – auf jeden Fall mussten wir die letzten 200 km bis zur Grenze mit Militäreskorte fahren und durften nicht mehr alleine sein. Der Begleitschutz reichte dabei von einem Pickup mit 3 schwer bewaffneten Soldaten über das 125 ccm Motorrad bis zum Fussgänger ohne Waffe, den wir noch auf unser Gepäck „aufladen“ mussten.

Bilder aus den Bergen und der Wüste im Süd-Osten (zum Vergrössern draufklicken oder zur Bildergalerie auf facebook)

 

Interessant vielleicht noch anzumerken, dass wir uns im Iran nie bedroht oder unsicher gefühlt haben. So schlecht der Ruf des Landes als Hochburg der radikalen Islamisten und Terroristen ist, so freundlich und offen sind wir dort aufgenommen worden. Der Grund warum wir die Motorräder nicht unbewacht abgestellt haben, war ebenfalls nicht die Angst vor Diebstahl, sondern eher die Sorgen, dass die vielen Neugierigen an den Schaltern rumspielen und etwas kaputt machen. Im Iran kennen sie nämlich Motorräder über 200 ccm nicht.

Und noch ein interessanter Aspekt: in der Islamischen Republik Iran haben wir so gut wie nie den Ruf des Muezzins zum Gebet gehört. In der Türkei hingegen begleitet einen der Aufruf zum Gebet immer und überall, selbst in den entlegensten Ecken. Irgendwie erstaunlich.

Fazit: es waren 4 spannende, interessante und intensive Wochen im Iran – aber auch anstrengend.  Es besteht in jedem Fall keine Sorge, wenn man als Tourist in den Iran reist; man wird überall mit grosser Herzlichkeit und Freundlichkeit aufgenommen.

Und noch ein paar weitere Bilder (zum Vergrössern draufklicken oder zur Bildergalerie auf facebook)