Endlich – die Motorräder sind da!
Oktober 21, 2013 in Australia, Formalitäten, Unterwegs
Mehr als drei Wochen verspätet kamen sie endlich in Darwin an – unsere Motorräder, die wir von Timor Leste (Ost-Timor) per Container verschifft hatten. Drei Wochen für nur rund 700 km – das Transportunternehmen Toll hatte sich da ein paar Aktionen geleistet, bei denen es schwer fiel, die Ruhe zu behalten.
Zunächst wurde der Termin in Timor Leste mehrfach verschoben – mal hieß es einen Tag später, dann wieder ein paar Tage früher. In welche Panik wir dadurch teilweise geraten sind, davon haben wir in unserem Blog-Beitrag „Timor Leste – letzte Station in Asien“ bereits berichtet.
Irgendwann mussten wir aber die Flüge nach Australien buchen, denn die wurden von Tag zu Tag wesentlich teurer. Kaum waren wir dann in Darwin angekommen und hatten den ersten Kulturschock verdaut, da hieß es plötzlich, dass die Motorräder erst in ca. 18 Tagen ankommen würden, denn der Container würde zunächst nach Singapur (ääääh Moment – liegt das nicht in der anderen Richtung???) gebracht und dann von dort aus nach Darwin….
Was uns die Wartezeit in Darwin an Geld kostete, davon wollte natürlich keiner was wissen. Während wir herumsaßen und warteten, wurde das Geld in unserer Reisekasse beunruhigend schnell immer weniger. Zudem brachte die Verspätung auch unsere ganze Planung durcheinander, denn wir bekamen Besuch von Filippos Sohn und hatten eigentlich vorgehabt, ein wenig zusammen herumzureisen. Wir mieteten uns schließlich einen Camper, was nicht teurer war als eine Jugendherberge in Darwin, und zogen so los bis die Motorräder endlich da waren.
Letztendlich – oh Wunder! – kamen unsere Motorräder tatsächlich an – 23 Tage später als geplant.
Ungeduldig hatten wir bereits vorher angefangen, den Papierkram und die Formalitäten zu erledigen. Dazu gehörten Zoll, Quarantäneinspektion und schließlich die technische Inspektion und Versicherung (die Details weiter unten). Und das Geld floss währenddessen fröhlich weiter aus unseren Taschen. Da blieb manchmal nur noch Augen zu und zahlen, egal wie weh es tut.
Besondere Bauschschmerzen bereitete uns die Quarantäneinspektion der Motorräder, die für die Einreise nach Australien „sauber wie neu“ sein müssen. Von anderen Reisenden hatten wir gehört, dass Darwin die strengsten Inspektionen hätte, und Horrorstories von aufgewickelten Kabelbäumen und schlecht gelaunten Inspektoren, die natürlich Dreck finden, wenn sie nur wollen, spukten nun in unseren Köpfen herum. Wir hatten jedes Motorrad für vier Tage in Timor Leste komplett auseinandergenommen und alles gereinigt. So hofften wir durch die Inspektion ohne Extrakosten zu kommen.
Entsprechend nervös warteten wir dann am verabredeten Termin (um den zeitnah zu bekommen, hatten wir bei den furchtbar lahmen Toll-Mitarbeitern ordentlich Dampf gemacht!) am Containerhafen zusammen mit den anderen Motorradreisenden, mit denen wir uns den Container geteilt hatten.
Letztendlich war dann alles doch nicht so schlimm – obwohl der Start nich sonderlich vielversprechend war, denn Toll hatte zwar verschlafen, die Motorräder aus dem Container zu holen. Wir durften sie dann aber unter den strengen Blicken der Inspektorin selber ausladen (obwohl das eigentlich wohl nicht erlaubt ist). Dann ging es an die Untersuchung, und die war wirklich gründlich – Tank ab, Sitz ab, mit weißem Handschuh und Taschenlampe wurde nach dem letzten noch so kleinen potenziell gefährlichen Stäubchen aus Asien gesucht. Alles Gepäck wurde auseinandergenommen – das Campingzeug, jedes Kleidungsstück und jeder Schraubenschlüssel unseres Werkzeugs wurden untersucht.
Natürlich wurde der gefährliche Hochrisiko-Dreck aus Asien bei dieser Gründlichkeit auch gefunden – da hilft die beste Reinigung der Welt nicht. Bei Filippos 1150er versteckte sich noch ein Hauch Staub in einer Ecke. Aus den Klettverschlüssen unserer Motorradanzüge mussten wir einzelne mikroskopisch kleine Teilchen mit der Pinzette pulen. Auch die anderen mussten noch mal putzen. Lediglich Heikes 650er wurde nicht beanstandet. Glücklicherweise konnten wir aber allen Dreck noch vor Ort entfernen und in der „Biohazard“-Gefahrguttonne entsorgen, so dass wir alle schließlich die Inspektion ohne Extrakosten bestanden hatten.
Nachdem wir dann noch ein paar Stunden auf die Freigabe im Computersystem warten mussten, durften wir endlich vom Hof rollen. Na ja – wollten wir zumindest. Aber alle unsere Batterien waren nach der langen Zeit im Container entladen und so mussten alle Motorräder erst mal mit Hilfe einer Kabelstabler-Batterie gestartet werden. Na ja, fast alle – bei manchen (Heike?) war auch einfach nur der Tank leer – und dann wunderten sei sich, dass der Motor immer wieder ausging….
Bei Peter, der seine Enfield mit uns verschickt hatte, wurden im Garten noch die Reifen gewechselt, und dann waren wir bereit für die technische Inspektion, bei der die Fahrzeuge auf ihre Verkehrstauglichkeit untersucht wurden. Die Prüfung fiel nicht allzu streng aus (wie man die Bremse testet indem man schaut, ob das Bremslicht funktioniert,das ist uns übrigens nach wie vor ein Rätsel!). Zum Schluß mussten wir noch die obligatorische „Third-Party“-Versicherung abschließen – und dann durften wir endlich wirklich los, um Australien mit unseren Motorrädern zu erkunden.
Für alle anderen Reisenden, die wie wir ihre Motorräder mit dem (nicht zu empfehlenden!) Transportunternehmen Toll (leider aber der einzige Anbieter von Timor Leste) nach Darwin verschiffen wollen, hier noch mal die Fakten:
- Noch bevor der Container ankommt, kann man schon die Zollformalitäten erledigen und das Carnet stempeln lassen. Dazu braucht man eine Adresse (Hotel- oder Campingplatz-Quittung mitnehmen), den Pass und die „Bill of Lading“ von Toll.
GPS Koordinaten Zoll in Darwin (21 Lindsay Street): S 12G 27′ 31″. E 130G 50′ 25″ - Die Mitarbeiter bei Toll regelmäßig nerven und ihnen auf die Füße treten, damit Termine klar sind und ein Quarantänetermin frühzeitig geplant werden kann. Am besten persönlich vorbei gehen.
GPS Koordinaten Toll (Lot 5236, Frances Bay Drive, Darwin, NT 0800): S 12G 27′ 40″. E 130G 50′ 51″ - Kurz bevor der Container ankommt, beim AQIS Büro am Flughafen vorbei gehen (außerhalb des gebührenpflichtigen Parkplatzes) und dort den Papierkram für die Quarantäne-Inspektion erledigen. Auch hier braucht man eine Adresse und die Bill of Lading – und eine Kreditkarte (170 AUS$ pro Motorrad – Autsch!). Danach sind die Motorräder im System und sobald man von Toll einen Termin bekommt, wann der Container zugänglich ist, kann der Termin für die Inspektion telefonisch vereinbart werden.
GPS-Koordinaten AQIS: S 12G 24′ 17″. E 130G 52′ 43″ - Die Quarantäne-Inspektion findet auf dem Container-Yard von Toll statt – alles wirklich gut putzen, ruhig bleiben – und viel Glück!
- Wenn die Motorräder im System freigegeben sind und die Rechnung bei Toll beglichen ist (ja, hier werden noch mal ganz ordentliche Handling-Gebühren fällig… rund 150 AUS $ pro Motorrad – mehr Autsch!), kann man vom Hof fahren.
- Nächste Station: Technische Inspektion. Hier werden Lichter, Bremsen etc. geprüft. Nicht allzu streng. Am besten das Gepäck vorher abmachen, dann kann auch nichts bemängelt werden….
GPS-Koordinaten Inspektion (Goyder Road): S 12G 26′ 15″. E 130G 50′ 24″ - Danach dann mit dem Zettel von der Inspektion im Gebäude nebenan eine Nummer ziehen, die Motorräder registrieren und die obligatorische Third-Party-Versicherung abschließen. Die Technische Prüfung ist in den Kosten inklusive. Alles zusammen 235 AUS $ pro Motorrad für drei Monate. Unbedingt Australische Adresse, alle Fahrzeugpapiere, Kreditkarte, Carnet, Ausweise, Führerscheine – kurz gesagt: eigentlich alle Papiere, die man hat – mitnehmen….
- Tja, das war’s „schon“…. mit einem deutlich erleichterten Konto kann man nun Australien erkunden!
Irgendwie schon erstaunlich, dass es bisher in keinem andere Land so schwierig war, die Motorräder einzuführen, wie im modernen Australien… Aber es lohnt sich!