Australien – wir sind total geschockt!

Oktober 19, 2013 in Australia, Unterwegs

AustraliaNach deutlich über einem Jahr in Asien, traf uns der Kontrast in Australien erst mal als Schock – und zwar in gleich mehrerer Hinsicht. Preise, Kultur, Menschen, Tiere, Wetter, Essen, Einkaufen – alles anders.  Als wir in Darwin, ganz im Norden Australiens, aus dem Flugzeug stiegen, strömten die neuen Eindrücke von allen Seiten auf uns ein. Wir hatten zuvor überhaupt nicht realisiert, wie sehr wir uns an Asien „gewöhnt“ hatten. Und dann kam auch noch der Schock hinzu, dass unsere Motorräder nicht so schnell ankommen würden…

Zoll und Einreise waren schnell erledigt und wir nahmen den Shuttlebus zu unserem Backppacker-Hostel,wo wir ein paar Tage wohnen wollten, bis wir dann die Motorräder wieder in Empfang nehmen würden. Bereits hier traf uns einer der schlimmsten Schocks: der Preisschock. 27 AUS $ (ca. 19 EUR) für zwei Personen für eine zehnminütige Busfahrt vom Flughafen – ouch! Im Hostel leisteten wir uns den Luxus eines Doppelzimmers (auf Schlafsaal hatten wir beim besten Willen keine Lust), aber mit Bad und WC auf dem Gang: 95 AUS $ pro Nacht (ca. 65 EUR). Da wollte nicht mal das eiskalte Bier für 3 AUS $ die Dose (ca. 2 EUR) schmecken.

Genossen haben wir aber die Ruhe, die uns in Australien sofort auffiel – ein positiver Lärm-Mangel-Schock. Auf den breiten Straßen kaum Verkehr, die Fahrzeuge alle leise, keine lärmenden Mofas mit aufgebohrtem Auspuff, keine verzerrte „je-lauter-desto-besser“-Musik aus jedem Handy und so wenige Menschen überhaupt, die Lärm machen könnten. Eine echte Wohltat nach dem in Asien fast immer und überall gegenwärtigen Lärm.

Dann der Supermarkt-Schock: In Asien hatten wir uns daran gewöhnt, das zu kaufen und zu essen was eben verfügbar war. So gut die Asiatische Küche oft ist, die heimische Küche aus Europa und vor allem Käse, Wein und Brot hatten wir sehr vermisst. Nun standen wir vor endlosen Regalen voller Lebensmittel – alles was wir wollten oder auch nicht – und dann auch noch in größerer Auswahl als wir verkraften konnten: 40 Sorten Käse, ebensoviele Marmelade-Sorten, ein ganzer Gang nur für Süssigkeiten, einer für Müsli und Cornflakes, 20 verschiedene Milchsorten, und welche der 30 Kaffeesorten sollen wir nun bitte kaufen? Die Äpfel schön poliert und ordentlich gestapelt, Bananen, Paprika, Salat – einzeln ausgewählt und ordentlich in Celophanfolie verpackt. Wir waren heillos überfordert… Aber bald gewannen wir wieder Orientierung, und so genossen wir es, dass wir uns in der Gemeinschaftsküche  des Hostels endlich wieder die lang vermissten heimischen Gerichte kochen konnten. Natürlich aber erst, nachdem wir den Preisschock, der natürlich auch im Supermarkt erneut zuschlug, halbwegs überwunden hatten.

Auch beim Verkehr mussten wir wieder umdenken: Der Verkehrsschock bestand darin, dass wir uns daran gewöhnt hatten, dass es in Asien eben kaum Regeln gibt. Einbahnstraße in der falschen Richtung – kein Problem. Abkürzung über den Gehweg – stört niemanden. Kehrtwende mitten auf der Straße – überall erlaubt. In Australien mussten wir uns öfter mal bremsen in den ersten Tagen, denn hier herrschten wieder Regeln und Gesetzte im Straßenverkehr, da kann man nicht einfach mal so auf der Hauptstraße umkehren – und die Strafen sind wohl sehr schmerzhaft, wenn manerwischt wird..

Wir können lange aufzählen, was darüber hinaus noch für den riesigen Kulturschock gesorgt hat, nachdem wir nach so langer Abwesenheit wieder die „Erste Welt“ betraten. Dinge, die für uns früher normal und selbstverständlich waren, die es aber in Asien nicht gibt: Kinderwägen beispielsweise – oder Plastiktüten, für die man im Supermarkt bezahlen muss – Warnschilder für alles Mögliche – Selbstbedienung an Tankstellen – Wasser, das man direkt vom Hahn trinken kann – keine mehrere Meter tiefen Löcher in den Gewegen – kein brennender Abfall vor der Tür – Ampeln, die beachtet werden und so weiter.

Und schließlich traf uns noch ein großer Schock: unsere Motorräder würden 20 Tage später ankommen als ursprünglich geplant! Das Transportunternehmen Toll hatte wieder mal den Fahrplan komplett geändert. Nachdem sie uns bereits in Dili/Timor-Leste mehrfach mit dem Hin und Her was den Zeitpunkt der Verschiffung angeht zum Wahnsinn getrieben hatten, waren wir nun kurz davor, Amok zu laufen; denn die Verspätung bedeutete nicht nur, dass wir unsere Reisepläne ändern mussten, sondern auch, dass wir noch eine ganze Weile im völlig überteuerten Darwin gefangen waren. Jeden Tag sahen wir unsere Reisekasse weiter dahin schmelzen und den Frust größer werden.

Darwin selber hatten wir nach nur einem Tag gesehen. Um nicht in dem überteuerten Ort zu verzweifeln, und da wir Familienbesuch aus Deutschland erwarteten, mit dem wir eigentlich rumreisen wollten,mieteten wir uns einen kleinen Campingbus für den gleichen Preis, den uns das Hostel pro Nacht kostete– so konnten wir wenigstens ein wenig rumkommen und uns die Wartezeit vertreiben.

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Ach ja, einen letzten Schock wollen wir auch noch erwähnen: den Wifi-Mangel-Schock. In den meisten Asiatischen Ländern ist Wifi und Internetzugang selbst in den einfachsten Guesthouses selbstverständlich – hier in Australien war Internet nun Mangelware oder sauteuer. Glücklicherweise entdeckten wir bald das kostenlose Wifi in der Fußgängerzone Darwins – und inzwischen sind wir per SIM-Karte und USB-Stick online – aber auch nur wenn wir Empfang haben, was in Australien außerhalb der Städte nur selten der Fall ist.

Ja, soviel von uneren ersten Schockzuständen zurück in der ersten Welt. Wie es uns weiter erging, wie wir die Motorräder endlich wieder in Empfang nehmen konnten, und von unseren ersten Kilometern durch das australische Outback mehr demnächst….