Timor Leste – letzte Station in Asien
September 15, 2013 in Timor Leste, Unterwegs
Unser Aufenthalt in Timor Leste bestand in erster Linie darin, unsere Motorräder für die Quarantäne-Inspektion in Australien zu reinigen. Wir haben die Zeit aber auch für einige Reparaturen genutzt, wir haben andere Overlander getroffen, und wir haben uns natürlich ein wenig umgesehen in diesem extrem armen kleinen Land mit den unglaublich hohen Preisen.
Das Land Timor Leste besteht aus dem Ostteil der Insel Timor. Es hat nur 1,1 Millionen Einwohner und ist das ärmste Land in Asien. Nach einem Bürgerkrieg ist Timor Leste erst seit wenigen Jahren unabhängig von Indonesien. Die Nachwirkungen dieser traurigen Geschichte sind heute noch zu sehen und zu spüren.
UN-Truppen und Hilfsorganisationen haben die Preise in dem Land komplett verdorben. In dem ärmsten Land Asiens, vor allem in der Hauptstadt Dili, gelten Preise, die etwa drei- bis viermal so hoch sind wie im benachbarten Indonesien. Ein einfaches Hotelzimmer kostet beispielsweise 40 US Dollar – eine eigene Währung hat Timor Leste nicht.
Wütend hat es uns gemacht, Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Restaurants zu sehen, in schicker Kleidung, den Tisch voller teurer Speisen und Weine. Während sie so Hunderte von Dollar ausgeben, diskutieren sie darüber, wie man dem Land und den armen Menschen helfen kann…
Überall sieht man zudem noch die Spuren Portugals, zu dem Ost-Timor bis 1975 gehörte: Rotwein in den Läden, katholische Kirchen und viele Menschen sprechen eher Portugiesisch als Englisch.
In dieser Umgebung also mussten wir unsere Motorräder für die strengste Quarantäneinspektion der Welt in Darwin reinigen. Laut offiziellen Informationen müssen Fahrzeuge für die Einreise „sauber wie neu“ sein. Und nachdem wir bereits zahlreiche Horror-Stories anderer Reisender gehört hatten, machte uns diese Inspektion bereits seit langem Bauchschmerzen.
Wir nahmen für die Reinigung unsere beiden Motorräder komplett auseinander, was nicht nur die Reinigung erleichterte, sondern uns auch ermöglichte, ein paar Sachen zu reparieren, die wir schon lange auf der Liste hatten, und mal wieder alles zu prüfen. So kam auch die eine oder andere unterwegs verlorenen Schraube zu Tage.
Nachdem wir zunächst dachten, wir hätten alle Zeit der Welt bis das Container-Schiff nach Darwin, Australien fahren würde, wurde es dann doch hektisch. Plötzlich hieß es, dass alle Motorräder am nächsten Tag im Container sein müssten, da das Schiff nun früher fahren würde. Filippos 1150er lag zu diesem Zeitpunkt in ungefähr 1000 einzelnen Teilen im Hof unseres Hotels. Kurze Panikattacke auf unserer Seite…
Wir konnten sie dann überzeugen, uns einen halben Tag mehr zu geben. Dennoch mussten wir die Nacht durchputzen und schrauben, um rechtzeitig fertig zu werden. Ein Tobsuchtsanfall war dann nur mit Mühe zu vermeiden, als wir übermüdet und mit aufgeweichten Händen das Motorrad schließlich auf den Hof der Containerfirma gebracht hatten und hörten: „Ihr könnt euch Zeit lassen, das Schiff kommt nun doch erst in fünf Tagen.“
Es blieb dann übrigens nicht bei fünf Tagen Verspätung, sondern es wurden 22 Tage, die der Container länger brauchte als ursprünglich angegeben. Dabei hat er sogar noch einen Abstecher nach Singapur gemacht…
Wir hatten insgesamt fünf Motorräder im Container: Neben unseren beiden BMW waren im Container noch eine 500 ccm Royal Enfield, eine Suzuki DR650 und eine Yamaha Tenere.
Die Royal Enfield gehört Peter, einem Australier, den wir bereits in Laos mehrfach getroffen hatten,und den wir nun hier wieder sahen – komplett durch Zufall übrigens. Er war nun am Ende seiner mehrmonatigen Süd-Ost-Asien-Tour und fast wieder daheim.
Die Suzuki DR gehört John, ebenfalls ein Australier, der eine Indonesien-Tour geplant hatte, dann gleich zu Beginn gestürzt war und leicht lädiert beschlossen hatte, wieder nach Hause zurückzukehren.
Die Yamaha Tenere schließlich gehört dem Deutsch-Französischen Pärchen Lea und Julien, die mit zwei Motorrädern ein Jahr zuvor in Deutschland gestartet waren, mit dem Ziel Sydney. In Dubai dann hatten sie einen Motorschaden bei einer Maschine und so waren sie kurzerhand mit einem Motorrad weitergereist.
Ach ja, Si und Jeff, die Amerikaner mit denen wir von Indonesien eingereist waren, waren auch noch in Dili zu dem Zeitpunkt – aber für sie ging die Reise in eine andere Richtung, nämlich nach Kanada, weiter.
Und schließlich trafen wir noch Christian, einen Deutschen, der bereits seit mehreren Monaten Indonesien mit einer Kawasaki KLX250 erkundet. Ein richtiger Overlander „Hotspot“….
Wie es uns dann in Australien nach der Verspätung des Containers weiter erging, wie wir den ersten Kultur- und Preisschock überwunden haben, und ob unsere Motorräder nach dem Wahnsinnsputzmarathon die Quarantäneinspektion bestanden haben, davon erzählen wir in unserem nächsten Beitrag.
Reiseinfos Timor Leste
Geld: US Dollar als Währung, Geldautomaten gibt es in Dili
Motorräder: Leichte Geländemaschinen sind empfehlenswert. Wir haben unser Carnet de Passsage bei Einreise aus Indonesien stempeln lassen, da die Exportfirma darauf besteht.
Visa: Bei Einreise auf dem Luftweg am Flughafen erhältlich. Bei Einreise über die Landgrenze muss man ein Schreiben im Vorfeld beantragen, das einem das Visum zusichert. Das kann beim Konsulat in Kupang/West-Timor oder in Denpassar/Bali erledigt werden.
Unterkunft: In Dili gibt es reichlich Hotels, aber unter 40 US Dollar bekommt man kaum ein Zimmer. Es gibt einige wenige billige Backpacker-Schlafsaal-Betten. Vergleichen und Handeln lohnt!
Straßen: Die Straßen sind in miserablem Zustand, teilweise fehlen Brücken, oft kein Asphalt. Abenteuer pur…