Java – der absolute Wahnsinn

Juli 26, 2013 in Indonesien, Unterwegs

Jakarta

Mehr als zwei Stunden standen wir schon im Stau zwischen dem Flughafen von Jakarta und dem Stadtzentrum – eine Distanz von nur rund 20 Kilometern. Immer wieder mussten wir anhalten, weil der Boxermotor der 1150er ohne Lufkühlung bei den heißen Temperaturen überhitzte. Mit unserem Gepäck hatten wir keine Chance, uns zwischen den Autos durchzuschlängeln wie die Einheimischen mit ihren Rollern, dazu waren unsere Maschinen zu breit. Eigentlich hatten wir bereits an diesem Punkt genug von Java im Allgemeinen und Jakarta im Besonderen – und dass die Straße teilweise auch noch knietief überflutet war, half auch nicht gerade.

Leztendlich sind wir dann doch drei Wochen auf Java geblieben – einen Teil davon zusammen mit Heikes Vater und Tante, die wir in Jakarta getroffen haben. Wir haben so insgesamt doch recht viel von dieser Insel gesehen.

Old harbour Jakarta Borobodur temple

Java ist das Herz Indonesiens  und eine der vermutlich am dichtesten besiedelten Gegenden weltweit ist. Allein der Großraum Jakarta hat 35 Millionen, Java insgesamt 130 Millionen Menschen – und jeder davon hat ein Auto. Die meisten Straßen sind total kaputt, Schnellstraßen gibt es fast keine und die paar Kilometer, die exitieren, sind für Motorräder sowieso verboten.

Bad roads in Java Surprise! - the bridge is gone...

Das Highlight waren für uns die vielen Vulkane, aus denen Java hauptsächlich besteht. In allen Formen und Farben und in den verschiedensten Aktivitätsstadien findet man sie: rauchende Gipfel, glitzernde Kraterseen, giftige Schwefeldämpfe, große Aschefelder, frische Lavadome, aber auch längst erloschene Gipfel, die inzwischen komplett für den Tee- oder Kaffeeanbau genutz werden – alles haben wir gesehen.

Merapi volcano near Yogyakarta Lava dome

Besonders toll war dabei unser Besuch am Tengger-Krater, mit dem berühmten Vulkan Mt. Bromo im Inneren.

Tengger crater and Mt. Bromo - smoking Mt. Semeru in the back

Hier haben wir den Sonnenaufgang über dieser einzigartigen Kulisse früh morgens bestaunt, sind mit den Motorrädern durch den Nebel über die Aschefelder im Krater gefahren, haben im Vulkansand mit den Motorrädern gespielt und haben inmitten dieser beeindruckenden Kulisse gecampt – ein ganz besonderes Erlebnis, das wir zu den absoluten Highlights unserer Reise zählen. So ein Morgenkaffee im Frühnebel, am Fuße eines dampfenden Vulkans, das ist schon unvergesslich…

Playing around in the volcanic ashes Early morning coffee at Mt. Bromo
Through the sea of sand

Auch der Besuch am Ijen-Krater, mit seinem leuchtenden Kratersee, an dessen Rand Schwefeldämpfe austreten, war ein besonderes Erlebnis. Aus dem Dampf lagert sich Schwefel ab, der dort abgebaut und in Körben verladen nur mit Menschenkraft zuerst aus dem Krater hinaus, und dann den ganzen Weg hinunter ins Tal transportiert wird. Nicht nur die Kulisse ist einzigartig, auch die Träger bei ihrer Arbeit zu beobachten, ist beeindurckend. Wir fanden bereits den Aufstieg anstrengend und haben beim Abstieg über unsere kaputten Knie gejammert. Die Träger aber, sie machen diesen Weg jeden Tag – vermutlich mehr als einmal und mit 80 bis 90 Kilogramm Schwefel auf den Schultern! Wahnsinn – oft nur mit Flip-Flop sind sie unglaublich schnell unterwegs, die Füße von der schweren Last vollkommen deformiert. Filippo hat versucht, die Körbe hochzuheben, hat dann aber aus Angst um seinen Rücken aufgegeben. Nicht umsonst werden die Träger wohl im Durchschnitt nur 35 Jahre alt, wie wir gelesen haben.

Sulphur fumes at Ijen crater Each worker carries 90 kilograms of sulphur

Ziemlich anstregend wurden mit der Zeit die Menschen auf Java – nicht nur durch ihre schier unglaubliche Menge, mit ihrem Lärm, ihren Abgasen, ihren Fahrzeugen, ihrem Chaos, sondern auch durch ihr für unsere Verhältnisse oft unhöfliches Verhalten (allerdings dann doch nicht so schlimm wie in Indien). Zwar sind in der Regel alle immer nett und freundlich, aber einen Sinn für Privatspäre und respektvolle Distanz sucht man oft vergebens. Vor allem die andauernde Fotografiererei nervt – kommentarlos und ohne zu Fragen bekommt man die Kamera vor die Nase gehalten. Und wer wir sind, woher wir kommen, was wir machen – das interessiert eigentlich keinen. Hauptsache die Foto-Trophäe ist ergattert. Auf wie vielen Facebook-Seiten wir als die „Freunde“ von irgendjemandem präsentiert werden, der ein Foto von uns ergattert hat, lässt sich nur vermuten…

Na ja, aber das alles ist halt Java – Chaos, Vulkane, Kultur, Menschen… alles nebeneinander, durcheinander, und vor allem laut – einfach der absolute Wahnsinn.


Reisefakten

Geld: Indonesische Rupie (Rupiah). 1  EUR sind ca. 13000 Rupiah. Geldautomaten (ATM) gibt es in allen Städten und entlang der Hauptverkehrswege.

Visum: Bei Einreise über die großen Flughäfen und in eingien Seehäfen bekommt man 1 Monat „Visa on Arrival“. Wir haben unser 2-onatiges Visum zuvor in Kuala Lumpur auf der Botschaft besorgt.

Verkehr: Der Verkehr ist furchtbar. Wegen des dichten Verkehrs überall und der schlechten Straßen kommt man nur sehr langsam voran. Die Fahrweise ist absolut chaotisch und gefährlich, wenn auch nicht so schlimm wie in Indien.

Strassen: Die Haupstraßen sind asphaltiert, aber voller Schlaglöcher und in wirklich schlechtem Zustand. Kleine Nebenstraßen können schon mal zu etwas abenteuerlicheren Ausflügen führen. Schnellstrassen gibt es nur sehr wenige, aber sie sind fürMotorräder sowieso verboten.

Motorräder: Die Einfuhr der Motorräder ist schwierig, man benötigt ein Einladungsschreiben des Verkerhsministeriums oder so ähnlich. Wir haben über Cakrashipping in Penang/Malaysia nach Belawan (Sumatra) verschifft – bei dieser Option wird die Einladung nicht benötigt – außerdem scheint es nach wie vor die billigste Methode zu sein. Für aktuell Infos auf www.horizonsunlimited.com vorbeischauen.

Benzin: Kann man eigentlich überall kaufen, die Qualität („Premium“) ist aber mies (höchstens 90 Oktan), 92 Oktan Benzin findet man in den Großtädten. Ein Liter kostet nur etwa 0.50 EUR (6500 Rupiah).

Unterkunft: Hotels in Indonesien sind oft mies, Sauberkeit hat ihren Preis. Westliches Niveau darf man nicht erwarten. Dafür ist meistens Frühstück oder zumindest Tee/Kaffee inklusive.