Fast schon ein Zuhause… – Thailand – Teil 1

April 22, 2013 in Thailand, Unterwegs

Modernes Bangkok bei NachtEs war zunächst ein Kulturschock, als wir Ende  November 2012 am Flughafen von Bangkok landeten. Nach mehreren Monaten in der dritten Welt erschien es uns, als hätte uns jemand direkt in die Zukunft katapultiert. Wir saßen im Taxi auf dem Weg zu unserem Freund Jörg in der Stadt und bekammen den Mund nicht mehr zu: Wolkenkratzer, Leuchtreklamen, geordneter Verkehr, alle Fahrzeuge mit Türen, Klimaanlage…  und der Besuch am nächsten Morgen im Supermarkt hat uns schließlich total überfordert: Jeweils ein ganzes Regal voller verschiedener Sorten Müsli, Wein, Schokolade, Käse… – Wahnsinn!

Auch die freundliche Art der Thais, ihr Höflichkeit und Zurückhaltung haben uns sofort begeistert. Selbst wenn das Lächeln der Thais oft nur aufgesetzt ist, war es für uns eine Wohltat nach der zwar nicht böse gemeinten, aber anstrengenden und lauten Aufdringlichkeit der Menschen in Nepal und Indien.

Direkt nach unserer Ankunft und nachdem wir die Motorräder aus dem Zoll befreit hatten, kam dann die Nachricht, dass wir nun doch nach Burma einreisen dürften – was für eine großartige Überraschung. Wir hatten gerade das Land überflogen, da die Durchreise bisher verwehrt wurde. Aber nun sollten wir doch noch die Chance bekommen, das Land zu besuchen. Das waren großartige Neuigkeiten, die uns dann jedoch noch ziemlich in Stress gestürzt haben, denn wir mussten noch einiges vorbereiten und sollten schon wenige Tag später an der Grenze sein. Die Erlebnisse in Burma haben wir in einem extra Artikel zusammen gefasst.

Irgendwie hatten wir während unserer Zeit in und umThailand  aber auch Pech mit den Motorrädern. Immer wieder wurden wir von Pannen heimgesucht. Filippos 1150er kehrte zwei Mal mit dem Pick-up nach Bangkok zurück, da es nicht weiter ging. Einmal wegen eines gebrochenen Wilbers-Federbeins nach der Burma-Tour und einmal wegen eines defekten Hinterradlagers auf dem Rückweg von Kambodscha. Auch an Heikes 650er traten nun die ersten Defekte auf: Das Lenkkopflager musste ausgetauscht werden und die Wasserpumpe hat unterwegs aufgegeben. Der Preis, den man nach so vielen Kilometern zahlt…

Wer sein Moped liebt, der schiebt....  Zurück nach Bangkok auf dem Pick-up

Ein faszinierendes Paradies war für uns Bangkok, die riesige Metropole mit ihren Tempeln, Märkten, Vergnügungsvierteln, Palästen, Wolkenkratzern, Shopping-Malls, Luxusmarken, dem Verkehrschaos, Slums und Villenvierteln. Es gibt wohl nichts, das man in dieser Stadt nicht bekommt und nicht erleben kann. Filippo war stundenlang auf dem Markt für Elektronik-Teile verschollen – das Ergebnis war, dass beide Motorräder jetzt fast komplett neu verkabelt sind und keiner mehr weiß,  wofür die ganzen Schalter am Motorrad nun eigentlich sind.

Wat Arun in Bangkok Wat Phra Kaew Filippo auf dem Elektronik-Markt in Bangkok Das übliche Verkehrschaos in Bangkok

Nicht zuletzt auch wegen der Gastfreundschaft unseres Freundes Jörg, der uns für mehrere Wochen Unterkunft in Bangkok geboten hat, haben wir uns in der Stadt richtig wohlgefühlt und sind immer wieder dorthin zurückgekehrt. Zusammen mit Jörg sind wir nach Burma gefahren, haben in Bangkok Weihanchten gefeiert und stundenlang zusammen in seinem Hof an den Motorrädern geschraubt – eine schöne Zeit – und zum ersten Mal seitdem wir unterwegs waren, hatten wir wieder ein kleines bisschen ein Zuhause dort in Bangkok.*

Weihnachten in Bangkok BBQ und Motorräder bei Jörg

Ein komplett anderes Gesicht Thailands hat uns der Norden gezeigt: bergig, dicht bewaldet, viel dünner besiedelt als der Rest des Landes, mit einem kühleren Klima. Diese Gegend bietet einige der schönsten Motorradstrecken, z.B. den berühmten Mae-Hong-Son-Loop mit seinen unzähligen Kurven, bei denen es auf dem eigenen Motorrad schlecht werden kann – Heike kann dazu mehr erzählen.

Traumstrassen in Nordthailand Offroad in Nordthailand

Wir sind in Nord-Thailand durch Dörfer gekommen, in denen die Menschen noch in einfachen traditionellen Hütten leben, wir haben die „Long-Neck“-Frauen besucht (die eigentlich aus Burma sind) und die riesigen Flüchtlingscamps der Burmesen an der Grenze gesehen, und wir haben die entspannte Atmosphäre in Orten wie Mae Sariang, Mae Hong Son oder Pai genossen.

longneck Dorf in Nordthailand

Auch in  Chiang-Mai, dem Zentrum Nord-Thailands, hat es uns sehr gut gefallen. Viele kleine Bars und Restaurants laden ein, die Preise sind günstiger als in Bangkok, die Umgebung lockt mit Natur und Kultur. Und für alle Reisende wie uns gab es ein besonderes Highlight im Januar: ein Horizons Unlimited Treffen, das wir uns natürlich nicht haben entgehen lassen. Es war großartig so viele Gleichgesinnte an einem Ort zu treffen und Erfahrungen teilweise bis spät in die Nacht auszutauschen. Wir haben dabei Reisende getroffen, denen wir zum Teil schon früher über den Weg gelaufen waren oder mit denen wir schon E-Mail-kontakt gehabt hatten, und andere, die wir dann später in Laos oder Kambodscha wieder getroffen haben.

Motorräder aus allen Ländern beim Horizons unlimited Treffen in Chiang Mai Fachgespräche

Wasserfall in der nähe von Chiang Mai Doi Suthep bei Chiang Mai

Nachdem wir insgesammt drei Mal wieder nach Bangkok zurückgekehrt waren, mussten wir dann irgendwann aber Abschied nehmen –  es ging weiter in den Süden des Landes…. von unseren Erlebnissen dort werden wir im nächsten Blog-Artikel berichten.

*PS: Vielen Dank, Jörg, und wir vermissen Dich!  🙂

Abschied - wir verlassen Bangkok

 

Reiseinfos:

Visum: Wir haben 30 Tage bei Einreise per Flugzeug, und 15 Tage bei Einreise über Land bekommen – ohne Visum. Mit Visa kann man aber auch länger bleiben. Wir haben uns beispielsweise in Vientianne, Laos, ein Zwei-Monats-Visum besorgt.

Geld: Thai Baht. 1 EUR entspricht ungefähr 37 Baht – allerdings ist der Baht sehr stark und der Kurs ist während unseres Aufenthaltes immer schlechter für uns geworden. Geldautomaten gibt es an fast jeder Ecke (es muss aber eine Gebühr bezahlt werden).

Verkehr: Linksverkehr. Die Thais fahren meistens eher langsam und nicht aggressiv (Ausnahmen bilden Schwarze Pick-Ups und eigentlich alle Minibusse). Die Hauptgefahr ist, dass andere Verkehrsteilnehmer einfach zu sorglos sind und nicht aufpassen.

Motorräder: Ersatzteile lassen sich einfach organiseiren, es gibt Fachwerkstätten, die aber nicht dem Niveau in Europa entsprechen. Ausserdem kann man sich fast überall Motorräder mieten.

Strassen: Meistens in recht gutem Zustand. Aber es gibt auch anspruchsvolle Off-Road-Strecken.

Benzin: überall erhältlich, gute Qualität.