Von Leh nach Delhi – was für ein Wandel!
Oktober 2, 2012 in Indien, Unterwegs
Grösser als auf der Strecke von Leh nach Delhi können Unterschiede, Kontraste und Veränderungen gar nicht sein – in der Kultur, in der Landschaft, im Entwicklungsstand, in der Vegetation – alles gibt es auf dem Weg, von der Wüste über subtropische Wälder bis zum Gletscher, von der unbesiedelten Landschaft bis zum Chaos Delhis, wir haben unterwegs gefroren und geschwitzt, wir sind vom beschaulichen Laddakh hinein ins „wahre Indien“ mit seinem Lärm, seinen vielen Menschen, seiner bunten Kultur gefahren.
Auf dem Weg von Leh nach Süden Richtung Delhi durchquert man zunächst einen grossen Teil des Himalaya-Gebirgszugs – inklusive des Hauptkamms. Mehrere Pässe um die 5000 Meter oder höher liegen auf dem Weg; dazwischen Ebenen, trocken und ohne Vegetation, auf einer Höhe von auch grösstenteils über 4000 m.
Siedlungen gibt es hier entlang des so genannten Leh-Manali-Highways keine – nur einigeZeltlager und vereinzelte Hütten dazwischen. Gelegentlich sieht man Nomaden mit ihren riesigen Ziegenherden – ansonsten lediglich einige Yaks, Rinder oder Pferde – und das alles in einer spektakulären Landschaft, die ihresgleichen sucht.
Vor Manali haben wir den „Highway“ verlassen und sind in Richtung Spiti-Valley abgebogen. Zum einen der schönen Landschaft dort wegen, zum anderen blieb uns so auch der berüchtigte Rotang-Pass nach Manali erspart, der dafür bekannt ist, dass man in mindestens Knie-tiefem Schlamm fährt. Die Strasse ins Spityvalley war allerdings auch nicht ohne – riesige Steine immer wieder und viel Wasser.
Vom Spiti-Valley aus ging es dann weiter nach Süden, in das Kinnauer Valley (für alle, die die Route nachfahren wollen: es benötigt eine „Inner-Line-Permit“ für diesen Abschnitt, die man aber ohne Probleme in Kaza bekommt). Im Kinnauer Vallery fährt man dann endlose Kilometer in einem tiefen Tal entlang des Flusses, zwischen steilen Felswänden. Dort mussten wir einen unfreiwilligen Stopp einlegen und zwei Tage bei einem Polizei-Checkposten campen, weil die Strasse von einem Steinschlag verschüttet war – offenbar hatte eine Sprengung mehr Material heruntergeholt, als geplant.
In dieser Gegend spiegelt auch die Vegetation wider, dass man den Südrand des Himalaya erreicht. Es wird immer grüner, die Hänge sind teilweise mit dichten Kiefernwäldern bestanden. Nach mehrern Wochen ohne Bäume ein wunderbarer Anblick für uns.
Bei Rampur ging es dann über eine winzige Strasse weiter nach Süden,durch eine Landschaft mit grünen Weiden, tiefen Tälern und weissen Gipfeln – man könnte meinen, man sei in den Südalpen angekommen… nur die Affen, die man gelegentlich sieht, stören das Bild.
Noch weiter südlich wird die Vegetation dann subtropisch – Palmen, Kakteen, Bananen – und immer wieder verschiedene Arten von Affen in den Bäumen und auf der Strasse – und riesige, silbrig glänzende Spinnen, die die Strasse bevorzugt in der Dämmerung überqueren (der Punkt, an dem Heike beschlossen hat, dass Campen heute keine gute Alternative ist).
Die letzten Kilometer nach Delhi haben uns dann über gut ausgebaute Strassen und durch dicht besiedelte Landschaft in das Chaos dieser riesigen Stadt geführt, die übrigens wesentlich besser ist als ihr Ruf. Klar, der Verkehr ist chaotisch, es ist laut, hektisch und alles ist voller Menschen;z es gibt Bettler, es gibt unglaubliche Armut hier – auf der anderen Seite sind aber viele Bereiche dieser Stadt nicht so verschieden von einer der westlichen Metropolen. Alle Luxusmarken sind vertreten, riesige Bürogebäude, grosse Hotels, schöne Parks, internationale Restaurants – und Menschen, die viel eher an Ausländer gewöhnt sind als auf dem Land, und die daher oft sogar weniger aufdringlich sind als andernorts. Alles Strassen sind asphaltiert und oft von schattenspendenden Bäumen bestanden. Verglichen mit beispielsweise Lahore in Pakistan befindet sich Delhi in einem anderen Zeitalter.
Was für eine Strecke, so voller Kontraste und wunderbar verschiedener Landschaften und Kulturen…
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