Zwei Motorräder auf dem Weg von Sydney nach Christchurch – Luftfracht

Februar 26, 2014 in Australia, Motorräder & Technik, New Zealand, Formalitäten, Unterwegs

Heike's 650 strapped down - almost ready!Wenn das Land irgendwann zu Ende ist und nur noch Wasser vor uns liegt, dann müssen die Motorräder irgendwie weiter transportiert werden – entweder mit dem Schiff oder mit dem Flugzeug. Auch nach Neuseeland kommt man natürlich nur über Wasser, und so war es wieder mal an der Zeit, die Motorräder zu verladen. Wie, wo und was dabei alles zu tun und zu beachten ist, davon handelt der nachfolgende Beitrag.

Von Sydney nach Christchurch haben wir uns für Luftfracht entschieden, denn das ist nicht wirklich teurer als Seefracht, es ist einfach zu organisieren, die Bürokratie und die Gebühren sind am Flughafen in der Regel geringer und ausserdem gibt es bei Luftfracht so gut wie keine Wartezeit.

Wir haben verschiedene Fluggesellschaften kontaktiert, aber letzendlich haben sie uns alle an Speditionsfirmen verwiesen, wenn sie denn überhaupt geantwortet haben. Dank eines Tipps von Marko (www.whereishemuli.eu), haben wir uns auch an Matzen Cargo (die Adressen, GPS Koordinaten, Preise, etc. sind weiter unten aufgelistet) gewandt. Die haben sofort geantwortet, das billigste Angebot abgegeben, waren enorm hilfreich und können von uns uneingeschränkt empfohlen werden.

Für die Luftfracht müssen die Batterien abgehängt werden und die Tanks müssen mit weissem Alkohol gereinigt werden (was auch immer das genau ist). Das muss von einer Werkstatt gemacht werden, und die müssen auch ein Dokument ausstellen, dass die Arbeiten gemacht wurden. Wir waren bei BMW Procycles in Sydney, in der Filiale in St. Peters. Dort haben wir auch zwei Transportkisten (crates) bestellt. Alles wurde wie besprochen durchgeführt, allerdings superschlampig – Schrauben nicht festgezogen, Dichtungen und Unterlegscheiben verloren, beim Reifenwechsel die Kette nicht gespannt, die Hinterradbremse nicht aktiviert (!), etc. – die Werkstatt können wir von der Qualität der Arbeit her nicht empfehlen.

Die Carnets werden beim Customs Büro am Flughafen gestempelt. Das haben wir auch gleich noch am gleichen Tag erledigt. Dazu wird allerdings eine schriftliche Buchung von Matzen Cargo oder ein Draft der Airway Bill benötigt.

Die Motorräder müssen für die Quarantäne-Inspektion in Neuseeland (wie bereits für Australien) makellos sauber sein. Da darf es kein Stäubchen und Krümelchen dran haben. Es muss alles perfekt geputzt sein, was uns insgesamt fünf Tage gekostet hat. Auch Zelt, Heringe und Schuhe nicht vergessen! Wir haben im Sydney Hills Holiday Park gewohnt und dort durften wir auch die Motorräder putzen. Der Campingplatz gehört Steve, dem Besitzer von www.adventuremoto.com.au, und er hat uns seine Werkstatt und Hochruckrieniger benutzen lassen. Vielen Dank! Und herzlichen Dank auch an Mark, der sein Cabin mit uns eine Woche lang geteilt hat!

Cleaning for biosecurity inspection in NZ  Filippo got the toothbrush out to reach all corners.

Da es die Tage, an denen wir die Motorräder einpacken mussten, furchtbar geregnet hat und wir die Motorräder natürlich nicht wieder dreckig machen wollten, haben wir uns einen Mercedes Sprinter Transporter von Budget gemietet. So konnten wir zuerst die Motorräder zu Procycles fahren. Während sie dort für die Fracht vorbereitet wurden, haben wir die Transportkisten zum Lager von Matzen gefahren und dann später die Motorräder nachgeholt. Procycles hätte uns die Motorräder und Crates aber (gegen Gebühr natürlich) auch zum Lager gefahren.

Transport to the warehouse

Dort haben wir dann die Motorräder eingepackt. Das Vorderrad musste raus, und das Windschild ab, der Rest hat alles in die Kisten gepasst. Wichtig: Luftdruck in den Reifen für den Flug reduzieren! Auch unser Gepäck hat alles noch in die Kisten gepasst. Perfekt! Die Mitarbeiter von Matzen waren extrem freundlich und hilfsbereit – absolut top!

the 1150 without the front wheel strapped down  The 650 and all the luggage strapped down- ready to close the crate  All packed - ready to go!

Wir sind dann noch für zwei Nächte in ein Hostel in der Innenstadt gezogen, haben dort ein wenig Touristen gespielt und die Stadt angeschaut. Und sind dann am gleichen Tag wie die Motorräder auch nach Christchurch geflogen (mit Air New Zealand).

In Christchurch sind wir um Mitternacht angekommen. Achtung, für das Visum muss man ein gültiges Rückflugticket vorweisen! Und die Biosecurity-Kontrolle war auch am Flughafen ziemlich streng!

Wir haben für den Rest der Nacht in der Ankunftshalle auf dem Boden campiert und sind dann kurz nach 8 Uhr direkt zum Customs Gebäude gegenüber dem Flughafen marschiert. Dort wurden die Carnets gestempelt und wir haben ein Dokument bekommen, dass wir später brauchten, um die Motorräder bei Air New Zealand auszulösen.

Anschliessend hat uns der Customs-Officer gleich noch den Biosecurity-Officer rausgeschickt. Wir mussten eine kleine Gebühr zahlen und dann hiess es, der Biosecurity-Inspector wäre in 15 Minuten bei Air New Zealand Cargo!

So schnell hatten wir überhaupt nicht damit gerechnet! Also sind wir zu Air New Zealand Cargo gejoggt, was aber nur ein paar Hundert Meter entfernt ist. Dort wurde auch noch mal eine kleine Handling-Gebühr fällig. Und dann war auch schon der Biosecurity-Inspector dar.

Der Inspector stellte sich als extrem freundlich raus, schaute sich die Motorräder schon genau an, auch das ganze Gepäck, aber nicht so streng wie in Darwin bei der Einreise nach Australien. Nach 15 Minuten war alles vorbei und uns blieb nur noch die Motorräder wieder zusammenzubauen und die Batterien anzuschliessen.

Putting the bikes back together in Christchurch

Natürlich waren auch die Tanks noch leer und wir mussten Benzin besorgen. Leider ist keine Tankstelle unmittelbar am Flughafen, aber eine freundliche Dame von Air New Zealand hat uns zu einer Tankstelle gefahren, wo wir gegen ein Depot von 20 NZD einen Kanister ausleihen konnten.

Was nun noch blieb, war die technische Inspektion (WoF) und die Registrierung der Motorräder für Neuseeland (ACC Levy). Das geschieht bei VINZ, auch in der Nähe des Flughafens. Man braucht dazu das Carnet und die Ausweise und muss Formular MR2C ausfüllen (gibt es dort oder vorher schon runterladen). Wir sind ohne Gepäck hingefahren, damit garnicht erst was beanstandet werden kann. Die Prüfung war recht streng (Reifen, Bremsen, Licht, Lager) – aber machbar. Die Sticker, die man dort bekommt, müssen hinten am Motorrad befestigt werden – das wars.

Insgesamt war das die einfachste Luft-/Seefracht unserer Reise – und es war erstaunlich günstig. Weiter unten haben wir die Kosten detailliert aufgelistet.

 

Hier im Überblick noch mals die einzelnen Schritte, die für die Luftfracht Sydney-Christchurch nötig waren, inkl. Adressen und GPS Koordinaten:

  1. Kontakt mit Matzen Cargo aufnehmen (GPS S 33 57.627, E 151 13.354). Ansprechpartner Christian, Tel. + 61-2-93164482, E-Mail: christian@matzencargo.com, 54 Raymond Ave, Matraville NSW 2036
  2. Kontakt mit Procycles (GPS S 33 54.781, E 151 10.749) in Sydney aufnehmen – am besten persönlich vorbeigehen (E-Mails werden nicht beantwortet). Sie müssen die Motorräder vorbereiten für Luftfracht, d.h. Tank reinigen, Batterie abklemmen und ein Zertifikat ausstellen. Wir waren bei der Filiale in St. Peter (140 Princess Highway, St. Peter NSW 2044, +61-2-95648000), weil sie näher bei Matzen Cargo liegt.
  3. Carnets beim Zoll gegenüber dem International Terminal am Flughafen stempeln lassen (GPS S 33 56.057, E 151 09.840). Dazu benötigt man einen Ausdruck der Airway Bill oder irgendein anderes Dokument, das bestätigt, dass die Motorräder das Land verlassen werden.
  4. Putzen, putzen, putzen…
  5. Transport zu Procycles und dann inklusive der Kisten zu Matzen Cargo, wo alles verpackt wird. Wir haben dazu einen Transporter bei Budget gemietet.
  6. Die Air Waybill für die Motorräder haben wir per E-Mail erhalten und vor Ort in Sydney bereits bar gezahlt.
  7. Nach dem Flug nach Christchurch als erstes zum Zoll (wenn die Motorräder schon angekommen sind), dort werden Airway Bill, Carnet und Ausweis benötigt. Man erhält eine Bestätigung für Air New Zealand, dass die Motorräder vom Zoll freigegeben sind. (GPS: S 43 29.428, E 172 32.638; direkt gegenüber Terminal)
  8. Auch die Registrierung für die Biosecurity Inspection findet dort statt und eine Gebühr muss bezahlt werden. Wir haben sofort einen Termin bekommen – 15 Minuten später.
  9. Dann ab zu Air New Zealand Cargo gleich um die Ecke (GPS S 43 29.532, E 172 32.828). Dort das Dokument vom Zoll abgeben, eine Handling Fee bezahlen – und auf den Inspector warten.
  10. Dann, wenn die Motorräder wieder fahrbereit sind, zu VINZ für die technische Prüfung (WoF) und die Registrierung (ACC) der Motorräder (GPS S 43 29.146, E 172 33.064).

 

Tipps für Unterkunft:

 

Kosten:

  • Luftfracht für Motorräder in BMW Transportkisten: 750 AUD pro Motorrad
  • Vorbereitung der Motorräder bei Procycles: 100 AUD pro Motorrad
  • Transportkisten: 54 AUD pro Kiste
  • Sprinter Transporter für 24 h für Transport der Motorräder: 92 AUD plus Diesel
  • Biosecurity Inspection in Christchurch: 51 NZD für beide(!) Motorräder
  • Handling fees bei Air New Zealand in Christchurch: 57 NZD pro Motorrad
  • WoF und Registrierung in NZ: 85 NZD pro Motorrad

 

Hilfreiche Links: