Hot hot and damn hot – der Westen Australiens
Januar 5, 2014 in Australia, Unterwegs
45° C im Schatten, die Sonne brannte unbarmherzig auf uns herab – und seit rund 300 Kilometern hatten wir keine wirkliche Veränderung in der Landschaft beobachtet. Wir waren im Westen Australiens angekommen – heiß, staubig und kaum besiedelt. Wir hatten keine Lust mehr, irgendwo auf Erkundigungstour zu gehen – es war „hot hot und damn hot“, wie die Tafel an einem Roadhouse unterwegs das Wetter treffend verkündete, und wir hatten keine Lust bei der Hitze anzuhalten.
Wir hatten definitiv die falsche Jahreszeit für Westaustralien gewählt. Erträglich waren die Temperaturen nur in der Nähe der Küste, wo sie gelegentlich immerhin in der Nacht so weit fielen, dass wir schlafen konnten – das heißt unter 25°C. Entschädigt wurden wir für die Strapazen aber mit endlosen Stränden, wunderbaren Riffen zum Schnorcheln, tollen Angelmöglichkeiten und beeindruckendenden Wildtieren – zu Wasser und zu Land.
Zunächst führte uns die Strecke von Katherine nach Kununurra – unser erster Halt in Westaustralien. Besonders beeindruckend auf der Strecke waren vor allem die vielen Baobab-Bäume (in Australien Boab genannt) und die komplette Abwesenheit von Verkehr. Die einzige Straße an die Westküste im Norden war kaum befahren. Wir sahen pro Stunde manchmal nur zwei oder drei andere Fahrzeuge.
In Kununurra blieben wir zwei Tage im Haus von Thomas, ebenfalls ein Motorradreisender, dem wir in Indonesien begegnet waren. Leider war er noch in Georgien unterwegs, aber wir durften den Komfort seines wunderschönen Hauses genießen. Herzlichen Dank für die Gastfreundschaft, Thomas!
Dann ging es weiter nach Broome, an die Küste West-Australiens. Wir hatten ursprünglich geplant, über die Gibb-River-Road, eine ungeteerte Straße, durch die tolle Landschaft der Kimberleys dorthin zu fahren. Den Plan gaben wir aber auf, da wir immer noch Probleme mit einigen Lagern an den Motorrädern hatten. Außerdem war es uns einfach zu heiß. Wir hatten keine Lust auf hunderte Kilometer von Waschbrettpiste bei Temperaturen um die 45°C, und unter der stechenden Sonne, die nun im November senkrecht über uns stand.
Also ging es auf möglichst direktem Weg nach Broome. Leider konnten wir auch den berühmten Bungle-Bungles, einer beeeindruckenden Felsformation in der Gegend, keinen Besuch abstatten, da der Nationalpark in der heißen Nebensaisson geschlossen war. Unterwegs fanden wir aber dafür einen wunderbaren Zeltplatz voller Kakadus, von denen einer so zutraulich war, dass wir sogar unser Frühstück mit ihm geteilt haben.
In Broome selber konnten wir uns zu nicht viel mehr aufraffen, als im Pool des Campingplatzes abzukühlen und einem Ausflug an den Strand zu unternehmen, um den legendären Sonnenuntergang dort zu sehen, der wirklich den Besuch lohnt.
Von Broome aus ging es weiter nach Süden, immer grob der Küste entlang, die man aber von der Straße aus nicht sieht. Man muss dazu schon mehrere Kilometer lange Abstecher machen, wie zum Beispiel an den schier endlosen 80-Mile-Beach – wo es zudem eine Dusche entdeckten, unter der man sich mitsamt seinen Motorradklamotten wunderbar abkühlen kann.
Westaustralien ist einfach riesig und extrem dünn besiedelt. Daher mussten wir oft Distanzen von 400 bis 500 Kilometern zurück legen, um zum nächsten Ort zu kommen. Wobei der Begriff Ort für eine Ansammlung aus einer Hand voll von Häusern rund um eine Tankstelle meistens stark übertrieben ist. Die Landschaft verändert sich dabei übrigens kaum – es gibt Buschland, Buschland oder Buschland.
Abwechslung brachte uns dann aber der Abstecher an die Küste bei Exmouth zum Ningaloo Reef. Wir campten zwei Tage im Nationalpark, hatten uns Schnorchelausrüstung ausgeliehen und erkundeten die Riffe vor den Stränden ausgiebig. Besonders toll ist, dass man dort direkt vom Strand aus zu den Riffen kann. Korallen, Anemonen, Muscheln, kleine und große Fische in allen Formen und Farben, Riffhaie, Rochen, … alles Mögliche an Meeresleben haben wir dort gesehen.
Ein weiterer Abstecher führte uns zur Shark Bay – auch hier waren die Temperaturen wesentlich angenehmer als im Landesinneren. Wir besuchten Monkey Mia, einen Touristenpark, wo Delphine an den Strand zur Fütterung kommen, und liehen uns dann ein Kajak aus, um die Küste weiter zu erkunden. Was wir dort an Wildlife im Wasser gesehen haben -Wahnsinn! Delphine, Stachelrochen, Haie, Mantas, Schildkröten, Seeschlangen, und das absolute Highlight: eine riesige Seekuh, ein Dugong.
Beeindruckend auch die Stromatholithen in der Bucht. Das sind Gesteinsablagerungen, die von Cyanobakterien abgeschieden werden. Sie sind eine der ältesten Lebensformen auf der Erde und heute nur noch an ganz wenigen Orten weltweit zu finden.
Beim Angeln holten wir prächtige Pink Snapper aus dem Meer, einen der besten Speisefische, und wir hatten ein richtiges Festmahl am Abend, mit frischem Fisch vom Grill.
Einen Abstecher in die Nationalparks im Landesinneren machten wir nicht, dazu war es uns zu heiß. Eine gute Entscheidung, denn später erfuhren wir, dass der Karinjini-Nationalpark wegen massiver Waldbrände geschlossen werden musste.
Spannend waren die Begegnungen mit der Insekten- und Spinnenwelt Australiens, die beim Zelten nicht ausbleiben: große Spinnen und riesige Bulldoggen–Ameisen, die bis zu 45 mm lang werden können, auf und um unser Zelt waren nicht selten.
Auf die Billionen, nein Trillionen, von Buschfliegen, die einen fast überall im Outback in den Wahnsinn treiben können, hätten wir gut verzichten können. Sobald wir anhielten wurden wir belagert, und mehr als einmal mussten wir weiter fahren, weil die nervigen Fliegen so unerträglich waren.
Neben Buschfliegen gibt es auch Känguruhs und Emus mehr als reichlich in Westaustralien. Sie sind natürlich bei weitem nicht so lästig, aber doch nicht immer nur nett anzusehen – vor allem, wenn sie plötzlich vor einem auf die Straße laufen oder nachts den Zeltplatz auf der Suche nach Wasser und Essbarem überfallen.
Weiter im Süden in Richtung Perth wurden die Temperaturen immer angenehmer. Der frische Wind vom Meer sorgte zusätzlich für Abkühlung, aber auch für schlaflose Nächte in Sorge um unser Zelt, das dem starken Wind nicht wirklich gewachsen war.
Wir erkundeten den Kalbarri-Nationalpark mit seinen wunderbaren Wildblumen und „Nature’s Window“(ein Felsbogen) und genossen die letzten paar hundert Kilometer entlang der Küste bis nach Perth, mit grandiosen Ausblicken über die Felsen, wunderbaren Stränden, und den „Pinnacles“. Das sind spitze Felsnadeln, die dort zu hunderten aus dem Sand ragen. Eine kuriose Landschaft.
Dann hatten wir schließlich Perth erreicht, nach vielen Tausend Kilometern durch die Hitze und die teilweise doch furchbar eintönige Landschaft Westaustraliens – nicht unbedingt die perfekten Bedingungen, wenn man mit dem Motorrad reist.
In Perth erwartete uns ein großes Paket aus der Heimat mit neuen Reifen und Ersatzteilen. Wir verbrachten eine Woche in der Stadt mit Reparaturen und Service an den Motorrädern, und wir konnten einige kaputte Teile unserer Campingausrüstung ersetzen. Vielen Dank an Jason, der uns für eine Woche unterkunft geboten hat, und der den tollsten Hund der Welt hat (wir durften ihn leider aber nicht mitnehmen…), sowie and David und Tricia von Better Motorcycles in Perth, in deren Werkstatt wir an unseren Motorrädern arbeiten durften. Dabei blieb aber doch auch noch ein wenig Zeit, um auch die moderne Innenstadt Perths zu erkunden.
Weiter ging es dann in den Südwesten, wo wir angesichts der inzwischen ungewohnten Bäume dort ganz aus dem Häuschen waren, wo es mal wieder richtig regnete und wo wir die kühlen Temperaturen genossen – aber davon mehr in nächsten Blog!