Keine Helden, keine echten Abenteuer mehr

Oktober 11, 2011 in Philosophie

…oder: wozu die Welt bereisen?

Warum eigentlich sollte jemand sein sicheres Leben daheim aufgeben und die Welt mit seinem Motorrad bereisen?

Ich denke, es gibt verschiedene Gründe:

  • Man möchte persönlich etwas Besonderes schaffen, das noch nicht viele davor geschafft haben.
  • Man möchte neue Menschen kennenlernen und etwas über fremde Kulturen lernen.
  • Man möchte die Erde mit ihren verschiedenen Landschaften und ihrer faszinierenden Natur entdecken.
  • Man hasst sein Leben zu Hause und möchte weg davon.
  • Man hat immer schon davon geträumt, ein Abenteurer zu sein – oder ein „Gesetzloser“ der .
  • Man möchte ein echter Held sein und dass die anderen die eigenen Fähigkeiten bewundern.

Vermutlich gibt es noch viele weitere Gründe, warum jemand die Welt dort draußen auf einem Motorrad bereist. Und für die meisten trifft wohl eine Kombination verschiedener Gründe zu.

Aber: ist es eigentlich überhaupt noch ein richtiges Abenteuer?
Ist es noch etwas Besonderes, mit dem Motorrad um die Welt zu fahren? Ist es noch ein Abenteuer? Ist man überhaupt noch der Held, der dort draußen auf den Straßen überlebt?
Heutzutage scheint es, dass eigentlich jeder einfach die Welt auf seinem Motorrad bereisen kann – nicht viel mehr als eine Art verlängerter Urlaub; nicht wie noch vor 20 oder 30 Jahren, als eine Reise um die Welt mit dem Motorrad noch als ein echtes Abenteuer angesehen wurde – etwas das nur richtig harte Kerle tun konnten, die dann als Helden heimkehrten – die Bewunderung der anderen war ihnen gewiss.
Foren, Blogs, Webseiten erwecken den Eindruck, dass es Unmengen von Menschen gibt, die die Welt bereisen – wesentlich mehr als früher. Aber ist das wirklich wahr? Sind wirklich mehr Menschen dort draußen unterwegs, die mit ihrem Motorrad um die Welt fahren?
Ja, sicherlich stimmt das – es gibt inzwischen mehr Motorradreisende, die die Welt erkunden – nicht zuletzt dank eines ausgezeichneten Marketings von Firmen wie Touratech und BMW, die ganze Heerscharen von gleich ausgerüsteten Möchtegern-Abenteurern auf die Straßen dieser Welt geschickt haben.

Die echte Abenteuer und die neuen Medien
Aber meiner Meinung nach ist das nicht die ganze Wahrheit. Es gibt sie noch – die echten Abenteurer, die das persönliche Erlebnis in den Vordergrund stellen, die Begegnung mit den fremden Kulturen, mit dem Neuen und dem noch Unbekannten. Und es gab vermutlich immer schon viele dieser Abenteuer-Reisenden – auch schon vor 20, 30, 40…. Jahren. Allerdings war es zu dieser Zeit noch nicht so einfach, seine Informationen und Erlebnisse zu teilen. Damals reiste man noch um die Welt ohne einen Blog, ohne Facebook-Updates, und ohne jeden Tag die neue Position auf Twitter durchzugeben.  Einige dieser Reisenden schrieben später Bücher über ihre Erlebnisse, aber die Mehrzahl der Geschichten ist vermutlich nie erzählt worden – ganz einfach weil es keine Möglichkeit dazu gab.
Auf der anderen Seite ist es wahrscheinlich aber wirklich nicht mehr ein so großes Abenteuer. Das Teilen von Wissen und Erfahrung durch die neuen Medien hat das Reisen für alle einfacher gemacht und viel sicherer.

Warum eigentlich?
Fragt euch selber mal – warum wollt ihr das eigentlich tun? Ist es wirklich nur für den Ruhm? Ist es nur, um einer der Helden zu sein, die die Welt erobert haben?
Ich persönlich möchte nicht wegen Ehre und Ruhm um die Welt reisen – auch wenn es natürlich schön ist, wenn die eigenen Leistungen von anderen anerkannt werden.
Ich möchte Menschen treffen – die Welt sehen – fremde Orte sehen – neue Kulturen erleben – vielleicht will ich auch meine Grenzen ausloten – Dinge tun, die ich bisher noch nicht getan habe – ich möchte lernen – und vor allem: ich möchte leben!

So viele Gleichgesinnte!
Ja, es ist wahr – wir Abenteuerreisenden sind nichts mehr so besonders – es gibt so viele dort draußen, die genau das gleiche tun, die die gleichen Abenteuer erleben, die ihr sicheres und langweiliges Leben zu Hause aufgegeben haben – genau wie wir.
Aber ich bin persönlich glücklich darüber, dass es so viele Gleichgesinnte gibt, die die Welt auf ihren Motorräder, Fahrrädern oder zu Fuß entdecken gehen. Ich habe dadurch schon so viele wunderbare Menschen kennengelernt, Menschen die ihr Leben leben und genießen; Menschen, die denken wie ich, und mit denen ich Gedanken und Erfahrungen austauschen kann – und mit denen ich Spaß dabei haben kann.

Also, es ist gut, euch Abenteurer alle dort draußen irgendwo zu haben! Ich freue mich darauf, euch irgendwann auf der Straße zu begegnen – wer weiß wo.

PS: Und falls ihr doch noch das Gefühl habt, dass es nichts Besonderes ist: fragt mal eure Familie und Freunde daheim. Die werden euch mit Sicherheit erklären, dass es etwas sehr Besonderes ist, mit dem Motorrad um die Welt zu reisen (und vermutlich ziemlich verrückt und dumm zudem)!