Myanmar / Burma – wundervolles Land voller wunderbarer Menschen

Dezember 31, 2012 in Myanmar, Unterwegs

Was für ein Erlebnis – eine Woche in Myanmar, so intensiv wie ein ganzer Monat! Und ein Abstecher, mit dem wir gar nicht gerechnet hatten, denn bisher war es offiziell unmöglich, mit grossen Motorrädern in das Land einzureisen

Allein der Grenzübertritt ist eine Story für sich: Wir wurden bereits erwartet, jeder war voller freudiger Aufregung – uns eingeschlossen. Der Papierkram wurde so nebenbei erledigt und dann mussten wir zusammen mit den Grenzbeamten für Fotos posieren – jeder wollte ein Bild haben und sogar ein Pressevertreter war da. Für das Fotoshooting wurde mal eben der Grenzübergang in Mae Sot für eine Weile dicht gemacht. So ein freundliches Willkommen und so ein Aufsehen hatten wir auf keinen Fall erwartet. Für uns in jedem Fall der spassigste Grenzübertritt vermutlich der ganzen Reise.

 

Dann die Strecke von der Grenze über die Berge, nur 40 km lang, aber eng, kurvig und in schlechtem Zustand. Daher wird sie immer nur im Einbahnverkehr freigegeben, die Richtung wechselt dabei jeden Tag. Wir waren natürlich am falschen Tag eingereist. Die Behörden haben daher kurzerhand mal die Strasse gesperrt und uns mit einer Polizeieskorte voraus durchgeschleust. Auf der anderen Seite mussten die entgegenkommenden Fahrzeuge in langer Schlange warten – wir hatten ein furchtbar schlechtes Gewissen und haben eigentlich erwartet, dass man uns wegen der Sperrung eher unfreundlich begegnen würde. Aber im Gegenteil! Als wir auftauchten, wurde uns überall freundlich zugewunken und gerufen, alle haben gelächelt, keiner war sauer, dass er warten musste. Aber das schlechte Gewissen hatten wir trotzdem….

Weiteres Highlight: ein Besuch beim Golden Rock. Einem Felsen, der spektakulär über dem Abgrund auf einem kleinen Felsvorsprung hängt und so aussieht, als würde er jeden Moment in den Abgrund stürzen. Der Legende nach wird er von einem Haar Buddhas in Position gehalten und  Pilger haben ihn über und über mit Blattgold überzogen. Das spektakuläre für uns war aber nicht der Stein selber, sondern wie so oft unterwegs, war es die Begegnung mit den Menschen und der Kultur. In diesem Fall war sie etwas intensiver als und teilweise lieb war. Zum Golden Rock selber kommt man nämlich nur mit einem der offiziellen Trucks, die die Pilger auf ihrer Ladefläche transportieren. Wie das aber abläuft, wenn etwa fünfzigtausend Menschen auf einmal dort hin wollen, kann man sich ausmalen. Wir wurden zwar gesondert behandelt, aber wirklich viel hat das auch nicht mehr geholfen, wenn hunderte Menschen gleichzeitig versuchen einen der LKWs zu entern. Wir sind heil angekommen, wenn auch mit ein paar blauen Flecken. Die Belohnung war ein unglaubliches Erlebnis und viele Fotos von lächelnden Menschen, denen das Chaos und Gedränge irgendwie nichts auszumachen scheinen.

Kurios war die Hauptstadt Naypidaw, eine Retortenstadt, die in kürzester Zeit aus dem Nichts aus dem Boden gestampft wurde, inklusiver verschiedenster Prachtbauten, riesiger Hotelkomplexe und 12-spuriger Strassen – aber ohne Menschen. Es ist schwierig, Worte zu finden für diese seltsame Stadt. Im einen Moment fährt man noch auf schlechter Strasse überland, im nächsten steht man plötzlich im hell erleuchteten Zentrum einer Stadt auf den breitesten Boulevards, und man ist dort komplett alleine. Völlig verrückt! Was der Staat für dieses Wahnsinnsprojekt ausgegeben haben muss, während der grösste Teil der Bevölkerung nach wie vor sehr arm ist….

Naypyidaw - capital of Myanmar

Touristisches Highlight waren die Tempelfelder von Bagan. Hier liegen hunderte von Tempeln, viele deutlich über 1000 Jahre alt, über eine grosse Ebene verstreut. Die Atmosphäre vor allem bei  Sonnenaufgang und Sonnenuntergang war wunderschön und irgendwie mystisch. Und mit den Motorrädern über die sandigen Pisten zwischen den Tempeln zu fahren, war ein wunderbares Erlebnis vor einer einmaligen Kulisse.

Das grösste Erlebnis war aber die Begegnung mit den Menschen. Jedes Mal, wenn wir angehalten haben, hat sich irgendetwas ergeben. Mal war es die Bauernfamilie, die uns begrüsst  und neugierig die Motorräder betrachtet hat, mal sind wir durch Zufall in ein Tempelfest geraten, mal haben wir bei einem Konzert mitten auf der Strasse eine Gruppe burmesischer Punks getroffen, und wieder ein anderes Mal den Getränkeverkäufer zu einer Spritztour durch das Dorf eingeladen. Wir könnten noch viele andere Erlebnisse aufzählen.  Jedes Mal sind uns nur freundliche, fröhliche und offene Menschen begegnet, die interessiert waren, uns kennen zu lernen und die zwar zunächst oft scheu aber letzendlich doch ohne Berührungsängste waren.

Natürlich kann man streiten, ob man ein Land wie Myanmar /Burma überhaupt bereisen sollte – man kann auch streiten, ob es denn nun überhaupt Myanmar oder Burma heisst. Unterstützen wir, indem wir Myanmar sagen, die Militärregierung? Indem wir einen Governement-Guide bezahlt haben und viel Geld für Genehmigungen ausgegeben haben, haben wir da Geld in die Staatskasse eines Unrechtsregimes geschaufelt? Ja, vermutlich schon – aber auf der anderen Seite haben wir auch in lokalen Restaurants gegessen, haben auf dem Markt eingekauft, und in Hotels übernachtet, die der lokalen Bevölkerung Arbeit bieten. Und dass die Reise nun endlich möglich wurde, ist doch auch ein Zeichen, dass das Land, wie auch immer es nun heisst, auf dem Weg der Öffnung ist. Es ist nur ein erster Schritt; aber bald wird es vielleicht möglich sein, das Land auch unabhängig von offiziellen Routen und Guides zu bereisen. Es ist es definitiv wert – ein wunderbares Land voller wunderbarer Menschen!